Schimmelbildung: Mangelhafter Wärmeschutz eines Flachdaches
Schimmelbildung: Mangelhafter Wärmeschutz eines Flachdaches
Schimmel
Gutachten
Allach-Untermenzing
In einer als Penthouse konzipierten Wohnung bilden sich im Innenbereich in der oberen Raumecke Stockflecken und Schimmel. Um die Ursache der Schimmelbildung festzustellen, wird das Flachdach mittels einer Bauteilöffnung an der bemängelten Ecke geöffnet und das Heiz- und Lüftungsverhalten der Bewohner untersucht. Eine Wärmestromberechnung unter Ansatz des festgestellten Dachaufbaus ergab eine starke unzulässige Wärmebrücke.
Aufgabenstellung
Die Ursache für die Schimmelbildung soll festgestellt werden.
Feststellungen
Auf der Außenseite der oberen Raumecke, an der sich Schimmelpilz im Innenraum gebildet hat, wurden Bauteilöffnungen durchgeführt. Das über der Wohnung liegende Flachdach besteht aus (von oben nach unten):
- Betonplatten
- Ziegelsplitt 30 mm
- PE-Folie
- Trennlage „ROOFMATE Minksystem“
- Wärmedämmung XPS, 160 mm
- Horizontaler Schenkel des Lochblechs des Randabschlusses des Flachdachaufbaus, Breite 30 cm umlaufend am Dachrand
- Abdichtung mit Bitumen(schweiß)bahnen, teilweise mit Flüssigkunststoff
- Betondecke bzw. im Randbereich ein Schöck-Isokorb für die Befestigung der auskragenden Fertigteile des Dachüberstandes
- Auf beiden Seiten der Nordwestecke (Nordfassade und Westfassade) werden an die Schöck-Isokörbe Fertigteile für den auskragenden Dachüberstand befestigt.
Bei der vorgenommenen Bauteilöffnung am Flachdach wurde Folgendes festgestellt:
- Betonbrücke über dem Isokorb, d. h. der zur wärmeschutztechnischen Entkoppelung zwischen Betondecke der Flachdachkonstruktion und den als Dachüberstand auskragenden Beton-Fertigteilen eingebaute Wärmedämm-Streifen wurde hier durch Beton überbrückt.
- Wärmeabfluss über den horizontalen Schenkel des Lochblechs des Dachrandabschlusses am Dachrand. Hierdurch wurde die Funktion der XPS-Wärmedämmung des Flachdaches gerade in den kritischen Dachrandbereichen beeinträchtigt.
- Luftspalt zwischen Dachabdichtung und Lochblech/Wärmedämmung am Dachrand.
Des Weiteren wurde das Heiz- und Lüftungsverhalten untersucht.
Auswertung
In der oberen Nordwestecke liegt unter Ansatz der festgestellten Dachkonstruktion nach Durchführung einer rechnergestützten, dreidimensionalen Wärmestromberechnung mit der Software Blocon Heat 3D eine starke unzulässige Wärmebrücke im Sinne der DIN 4108-2 vor. Diese ist ursächlich für die Schimmelpilzbildung.
Die unzulässigen Wärmebrücken ergeben sich aufgrund einer mangelhaften Ausführung entgegen der Planung im Detailplan:
- Der Schöck-Isokorb ist nicht direkt über dem Wärmedämmverbundsystem eingebaut, sondern liegt auch teilweise auf dem Mauerwerk bzw. in der Ecke einer Betonstütze auf.
- Über dem Schöck-Isokorb befindet sich eine Betonbrücke, da die Höhe des Schöck-Isokorbs um etwa 30 mm geringer ist, als die Höhe der Geschossdecke, dieser „Spalt“ wurde beim Betonieren der Decke mit Beton verfüllt.
- Es wurde ein Lochblechwinkel eingebaut, der im geplanten Detail so nicht enthalten war. Dieser Metallwinkel führt zu erhöhten Wärmeabgabe im kritischen Dachrandaberiech. Zwischen Lochblech und Abdichtung (unter der Wärmedämmung) befindet sich zusätzlich ein Luftspalt von mehreren Millimetern Höhe.
Gleichzeitig war das Heiz- und Lüftungsverhalten der Bewohner nicht ausreichend, was das Ausmaß der Schimmelpilzbildung entsprechend verstärkt.