Balkonabdichtung eines Wohnblocks
Balkonabdichtung eines Wohnblocks
Abdichtung
Bautechnische Beratung
Erding
An einem Wohnblock aus den 1980er Jahren kam es trotz Sanierung der Balkonabdichtung weiter zu Feuchtedurchtritten mit der Folge von Putzschäden. Von unserem Bausachverständigen wurden daraufhin mehrere Balkone exemplarisch untersucht und schadensursächliche Mängel sowohl in den sanierten, wie auch in nicht sanierten Bereichen festgestellt. Wesentlich war neben offensichtlichen Ausführungsfehlern an der neuen Balkonabdichtung auch die mangelhafte Instandhaltung/Wartung der an die Balkonabdichtung angrenzenden Bereiche mit der Folge eines Hinterlaufens der Abdichtung.
Aufgabenstellung
Von der WEG wurden wir beauftragt die Ursachen für erneute Feuchteschäden im Bereich von sanierten Balkonen zu untersuchen und Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise abzugeben.
Feststellungen zur Balkonabdichtung
Die Wohnanlage ist in Massivbauweise errichtet. Die betroffenen Balkone sind mit dreiecksförmiger Grundfläche und geschlossener Massivbrüstung ausgeführt. Bereichsweise ist die Brüstung abgesenkt und Pflanztröge aus Betonfertigteilen sind aufgesetzt. Die Balkonflächen sind gefliest und weisen einen Ablauf in der Fläche mit rohrgeführter Entwässerungen nach unten und einen Notablauf als Speierentwässerung durch die Brüstung auf. Es wurden folgende Mängel festgestellt:
- An den Balkonuntersichten und im Bereich der Rohrdurchführung der Entwässerung des oberhalb liegenden Balkons sind Feuchteschäden vorhanden.
- An den Balkonaußenecken sind Feuchteschäden an der Untersicht und der verputzten Stirnseite vorhanden.
- Als Abdichtungssystem wurde eine Verbundabdichtung (Abdichtung direkt unter den Fliesen im Verbund) eingesetzt. Die Haftung der Verbundabdichtung auf dem Flansch des Entwässerungsablaufs war mangelhaft.
- Der Hochzug der Verbundabdichtung an der Balkonstütze war deutlich zu gering und hinterläufig. Die Abdichtung löste sich am Hochzug von oben her ab.
- Der Abdichtungshochzug an den Balkontüren und Fensterelementen aus Holz war deutlich zu gering und der Hochzug löste sich auch hier ab.
- Die Verbundabdichtung war nicht dicht am Flansch des Notentwässerungsspeiers angeschlossen.
- Der Abdichtungshochzug an die Massivbrüstung ist deutlich zu gering und von oben her hinterläufig.
- Die elastische Fugenmasse an den Stößen der Pflanztröge ist abgerissen, Wasser kann auf die Oberseite der gemauerten und nicht abgedichteten Massivbrüstung gelangen.
- Die Anschlüsse der Metallabdeckungen der hohen Brüstungen an die Pflanztröge waren nicht regensicher.
- Im Bereich der Kopplungen der raumhohen Holzfensterelemente waren die Stoßfugen offen für Wassereintritt, der Abdichtungshochzug konnte hinterlaufen werden.
Auswertung
Für den Anwendungsbereich Balkonabdichtung stellen Verbundabdichtungen mit Fliesen und Platten im Vergleich zu typischen bahnenförmigen Abdichtung, wie sie in der DIN 18195 und den Flachdachrichtlinien beschriebe sind, minderwertigere Abdichtung mit ehöhten Risiken dar. Wenn solche Abdichtungen verwendet werden, ist auf eine besonders sorgfältige Ausführung zu achten. Dies war hier offenbar nicht der Fall.
Es lagen erhebliche Ausführungsmängel der Balkonabdichtung im Bereich der Anschlüsse an Entwässerungsabläufe und Abdichtungshochzüge vor. Gleichzeitig waren die an die Abdichtung angrenzenden Bauteile nicht regensicher und die Abdichtung konnte hinterlaufen werden. Es war davon auszugehen, dass beide Bereiche zusammen etwa gleichermaßen zu den sichtbaren Feuchteschäden beitragen. Der WEG wurde empfohlen, die Balkone insgesamt inklusive der angrenzenden Bereiche (Pflanztröge, Brüstungen, Fassaden) zu sanieren. Punktuelle Maßnahmen waren nicht zielführend.
Fazit
Dieses Beispiel zeigt, dass bei einer Sanierung nicht zu kurz gesprungen werden darf. Werden im Vorfeld nicht alle Ursachen von Feuchtigkeitsschäden ermittelt, ist das Geld für eine Teilsanierung häufig verloren. Da auf dem Markt diverse Abdichtungssysteme für Balkone und Dachterrassen angeboten werden, ist immer eine sorgfältige Auswahl erforderlich. Wird nur auf den Preis geschaut und wie hier dann eine billige Verbundabdichtung ausgeführt, die pauschal ein hohes Schadensrisiko und eine geringe Lebensdauer aufweist, hat sich die vermeintliche Kostenersparnis schnell erledigt.