Kalkfarbe im Altbaukeller
Kalkfarbe im Altbaukeller
Bewertung Nutzerverhalten
Bautechnische Beratung
Schwäbisch-Gmünd
Nach einer Sanierung, bei der ein Anstrich aus Kalkfarbe aufgebracht wurde, kam es in einem Altbaukeller wiederholt zu Schimmelpilzbildunge. Die Wände des Kellers waren baujahrestypisch in Vollziegelbauweise ausgeführt, eine funktionsfähige Bauwerksabdichtung lag nicht vor. Bei der Sanierung des Kellers wurde der alte Farbanstrich entfernt und ein neuer Anstrich aus Kalkfarbe mit organischen Bestandteilen aufgetragen.
Aufgabenstellung
In einem alten Keller kam es wiederholt zu Schimmelpilzbildung an den Kelleraußenwänden. Aufgabe war es Lösungsvorschläge zur Vermeidung von Schimmelbildung zu erarbeiten.
Feststellungen an der Kalkfarbe
Bei dem betrachteten Keller handelt es sich um einen alten, feuchten Keller mit Kelleraußenwänden in Vollziegelbauweise bzw. aus Stampfbeton ohne funktionsfähige Bauwerksabdichtung. Der Keller war vor etwa 1 Jahr renoviert worden (Ausbesserung von Putzschäden, Malerarbeiten), wies aber erneut deutlichen Schimmelbefall auf, die insbesondere im Sommer deutlich zunahmen.
Obwohl auch eine sensorgesteuerte Lüftungsanlage eingebaut war, die dafür sorgt, dass ein mechanischer Abluftventilator nur dann Luftwechsel im Keller bewirkt, wenn die Außenluft absolut gesehen eine geringere Feuchtigkeit aufweist als die Raumluft im Keller, kam es weiter zu Schimmelpilzbildung.
Alte feuchte Keller, die bauartbedingt keine funktionsfähige Bauwerksabdichtung besitzen, weisen häufig nur deshalb kein Schimmelpilzwachstum auf, weil zum einen von außen eingetragene Erdsalze dem Schimmelwachstum ent¬gegenwirken und weil zum anderen früher traditionell Kalkputze und Kalkanstriche verwendet wurden, die über einen hohen pH-Wert Schimmelpilzwachstum ver¬hindern und gleichzeitig keine Nahrungsgrundlage für Schimmelpilze liefern.
Durch die Renovierungsmaßnahmen wurde offenbar zum einen die Salzbelastung verringert (nicht zu vermeiden, da die Putzschäden nur durch Putzerneuerung beseitigt werden können und die Putzschäden überhaupt erst durch die Salzbelastung verursacht werden) und es wurde statt eines einfachen Anstrichs auf der Basis von gelöschtem Kalk eine spezielle, teuere Kalkfarbe mit organischem Zusatzmittel (Leinöl) verwendet. Dieser Leinölzusatz in der Kalkfarbe stellt eine gute Nahrungsgrundlage für Schimmelpilze dar. Der eigentliche Zweck eines Kalkanstrichs, nämlich Vermeidung von Schimmelpilzwachstum durch ungünstige Oberflächeneigenschaften, wurde damit zunichte gemacht. Der Keller müsste erneut saniert werden.
Sanierungsmaßnahmen
Folgende Maßnahmen wurden empfohlen, wobei diese Maßnahmen nicht zu einer Trockenlegung des Kellers führen, sondern nur die Ausbildung von größeren Schadensbildern verzögern sollen (*):
- Der vorhandene Anstrich mit organischen Bestandteilen muss entfernt oder durch eine Putzschicht (am besten reiner Kalkputz oder Kalk-Zementputz mit ho¬hem Kalkanteil, oder „Sanierputz WTA“) überdeckt werden.
- Der Keller sollte nur mit reiner Kalkfarbe, also ohne organische Zusätze, gestri¬chen werden. Am besten wird reiner Weißfeinkalk (Sackware, die im Wasser abge¬löscht wird – Schutzmaßnahmen beachten) verwendet. Der Anstrich ist regelmäßig zu wiederholen, da sich der hohe ph-Wert der Kalkfarbe durch chemische Reaktion mit Kohlendioxid abbaut und oberflächliche Verschmutzungen des Astrichs durch Staub wieder guten Nährboden für Schimmelpilze bieten.
- Durch die vorhandene sensorgesteuerte Lüftungsanlage wir die Belüftung des Kellers sehr positiv beeinflusst.
- Der Keller ist so oder so aufgrund der fehlenden Bauwerksabdichtung lediglich zur Lagerung feuchtigkeitsunempfindlicher Güter geeignet (Konserven, Kartoffeln etc.). Kleidung, Bücher, Schuhe etc. können hier nicht ein¬gelagert werden.
- So oder so bleibt es ein alter, feuchter Keller. Die dargestellten Maßnahmen stel¬len allesamt lediglich Hilfsmaßnahmen dar, um den Keller einigermaßen nutzen zu können. Insofern ein besserer Keller gewünscht ist, müssen aufwändige Tro¬ckenlegungsmaßnahmen erfolgen, die wirtschaftlich konkret bei diesem Objekt jedoch kaum vertretbar sein dürften.
(*) Das Trockenlegen eines alten, feuchten Kellers ist allgemein wirtschaftlich recht häufig nicht sinnvoll. Durch geeignete, vergleichsweise einfache Hilfsmaßnahmen, wie hier beispielshaft aufgeführt, können solche Keller jedoch zumindest für die Lagerung feuchtigkeitsunempfindlicher Güter (Einmachgläser, Kartoffeln etc.) gut genutzt werden. Für einen anderen Zweck waren diese Keller bei der Errichtung auch nicht gedacht.